Umbettungsleiter der Deutschen Kriegsgräberfürsorge
Joachim Kozlowski schätzt die Sorgfalt, Achtsamkeit und Entspanntheit von SafeLane Global.
Vogelgezwitscher, wolkenloser Himmel, Sonne, die durch die Bäume auf der Räumstelle bei Halbe bricht. Sonst gar nichts. Was jetzt paradiesisch anmutet, war vor ziemlich genau 75 Jahren die Hölle auf Erden – Schauplatz der Kesselschlacht Halbe. Innerhalb weniger Tage starben hier etwa 30.000 deutsche Soldaten, 10.000 deutsche Zivilisten und sowjetische Zwangsarbeiter sowie 20.000 sowjetische Soldaten.
Bislang nur ca. 26.000 Opfer geborgen
Die meisten Opfer sind immer noch nicht geborgen, geschweige denn identifiziert. Und je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es. Joachim Kozlowski ist als Umbettungsleiter für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in ganz Deutschland tätig und einer von denen, die dranbleiben.
Viele Menschen würden immer noch auf Nachricht zum Verbleib ihrer Angehörigen warten. Für sie sei es durchaus so etwas wie eine Rettung, wenn die sterblichen Überreste der vermissten Person gefunden würden.
Ein Beitrag zur Versöhnung
Damit knüpft sein aktueller Beruf an seine frühere Tätigkeit als Sanitäter bei der Bundeswehr und späterer Lehrrettungsassistent beim DRK an. Über die Ausbettung und spätere Einbettung der Gebeine hinaus sieht Kozlowski in seiner Arbeit einen Beitrag zur Versöhnung.
Das war es auch, was ihn hierher gebracht hat. „Als junger Bundeswehrsanitäter habe ich gemeinsam mit russischen und deutschen Soldaten Gefallene des Zweiten Weltkriegs im Oderbruch geborgen. Es war so etwas wie Versöhnung über den Gräbern“, erklärt der heute 48-Jährige.
Etwa 200 Tote birgt Joachim Kozlowski jährlich aus dem brandenburgischen Erdreich. „Im Westen sind die Toten weitgehend geborgen. Im Osten dagegen wurden viele Opfer einfach liegengelassen. Es gab kein Interesse an den Toten des Krieges – insbesondere nicht an den Angehörigen der Wehrmacht“, so Kozlowski.
Gebeine zu finden, erfordert metallische Überbleibsel
Dass er an diesem Frühlingsmorgen mit einem Personenscanner wie am Flughafen, einer kleinen Schaufel und einer ebenso kleinen Hacke in einem Erdloch kniet und behutsam den Sand beiseite räumt, geht auf einen Hinweis von SafeLane Global zurück.
Seit November 2019 ist der Kampfmittelräumdienst mit einem siebenköpfigen Team vor Ort und sucht ein etwa 40 ha großes Areal auf Kampfmittel ab. Die Sonden schlagen regelmäßig an: weil das Areal massiv kampfmittelbelastet ist, weil durch die örtliche Nähe reichlich Müll im Boden vergraben wurde und weil eben so viele Soldaten hier den Tod gefunden haben. Bei Knochenfunden müssen die Arbeiten sofort eingestellt und die Polizei bzw. das Ordnungsamt verständigt werden.
Erkennungsmarke macht Identifizierung möglich
Auch in diesem Fall haben die Sonden angeschlagen. „Die Soldaten hatten oft noch ihre Waffen dabei, Eisen an den Schuhen, eine Taschenlampe im Gepäck, haben eine metallene Koppelschnalle getragen oder ihren im Falle der deutschen Soldaten mit vielen Knöpfen besetzten Mantel. Sehr viele hatten auch private metallische Gegenstände bei sich – etwa Münzen, eine Kette, ein gerahmtes Bild oder den Ehering“, erklärt Joachim Kozlowski. Das wichtigste Fundstück für ihn ist jedoch die Erkennungsmarke, weil sie eine eindeutige Identifikation möglich macht und den Angehhörigen Gewissheit verschafft.
Körper vergehen, Würde bleibt
Joachim Kozlowski sucht die Stellen konzentriert ab, an denen die Mitarbeiter von SafeLane vorgegraben haben. „Mein Ziel ist es, die Gebeine der Menschen vollständig zu bergen – auch im Interesse der Angehörigen. Die Würde des Menschen geht schließlich über seinen Tod hinaus.“
Die sterblichen Überreste liegen so, wie der jeweilige Mensch in seine Erstgrablage gekommen ist. Im aktuellen Fall sind die Knochen des Toten ziemlich durcheinander. Statt in anatomischer Reihenfolge findet Joachim Kozlowski nur einzelne Knochen: Oberarm, Rippen, Brustwirbel, Kniescheiben, Mittelhandknochen, Schädel. Im Rest eines Schuhs steckt noch der Socken, sodass Joachim Kozlowski wenigstens hier mit einem Griff alle Fußknochen beisammen hat: „Dieser Soldat muss durch erhebliche Splittereinwirkungen von Granateinschlägen zu Tode gekommen sein.“
GPS-Daten zur Dokumentation
Als sein Gerät verstummt und er keine weiteren Knochenteile mehr findet, klettert Joachim Kozlowski aus der Grube. Alle Skelettteile liegen in der grauen, sogenannten Umbettungswanne. Sie ist gerade so groß, dass der Oberschenkenknochen darin Platz findet. Zur Dokumentation des Fundortes hält Joachim Kozlowski noch die genauen GPS-Daten fest.
Im nächsten Loch ist das Skelett des Oberkörpers besser erhalten. Kozlowski diagnostiziert einen Armbruch aus früheren Zeiten und ein gut erhaltenes Gebiss – was typisch einen sowjetischen Soldaten wäre. Dagegen sprechen allerdings die Knöpfe einer deutschen Marineuniform. „Vielleicht hat sich hier ein sowjetischer Soldat die Jacke eines gefallenen Deutschen übergezogen“, mutmaßt Joachim Kozlowski. Sicherheit würde die Erkennungsmarke schaffen, doch die findet sich wieder nicht.
Manche Soldaten hätten ihre Erkennungsmarke auf der Flucht weggeworfen, um ihre Identität im Falle einer Gefangennahme verbergen zu können. Andere hätten versucht, sie sicher unterzubringen – beispielsweise im Schuh oder im Ersatzgläserfach der Gasmaskentasche.
Umsichtige Vorbereitung durch SafeLane
Wichtig ist für Joachim Kozlowski die professionelle und würdevolle Vorarbeit durch die Kampfmittelräumdienste. Mit Blick auf die aktuellen Fundstellen bei SafeLane meint er etwa: „Die Grablage ist hier optimal vorbereitet. Nachdem die Sonde angeschlagen hat, wurde das Erdreich vorsichtig mit einer Schaufel ohne Zinken bis zur Grablage abgetragen. Als dann Knochen zutage kamen, wurden die Arbeiten vorschriftsmäßig eingestellt und die Polizei informiert.“ Nicht zuletzt sei die Zusammenarbeit mit SafeLane stets entspannt und ohne Druck, sodass er seine Arbeit in der gebotenen Ruhe machen könne.
Was eine Selbstverständlichkeit sein sollte, ist leider nicht immer so: „Manche arbeiten bei Knochenfunden einfach weiter, reißen die Gebeine mit Zinken aus dem Boden. Im schlimmsten Fall werden die Gebeine dann noch geplündert und zum Schluss so tief vergraben, dass sie später nicht mehr gefunden werden können oder nur noch Knöpfe übrigbleiben.“
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